Vielleicht hast du schon einen Erste-Hilfe-Kurs am Baby belegt und hast dort zum ersten Mal voller Schrecken von den Gefahren des Plötzlichen Kindstods gehört. Vielleicht bist du auf diese Thematik auch aufgrund eigener Recherchen gestoßen und bist jetzt total verunsichert. Vielleicht wurden dir dort Dinge genannt, die du unbedingt machen musst oder auf keinen Fall machen darfst. Doch wie sollst du das alles umsetzen? Ich zeige dir, wie du die sichere Schlafumgebung für dein Baby tatsächlich auch umsetzen kannst und so den Plötzlichen Kindstod möglichst verhindern kannst. Eine hundertprozentige Garantie gibt es leider dennoch nicht.
Eins vorweg: der Plötzliche Kindstod ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass eine Autopsie gemacht werden muss, um herauszufinden, was die Ursache für das Versterben eines Babys ist. Dies passiert jedoch nicht immer, sodass möglicherweise die Zahlen des Plötzlichen Kindstods noch geringer sind, als die Statistiken angeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass deinem Baby etwas passiert, ist also sehr gering - wenn du dich an die Empfehlungen hälst.
1. Rückenlage
Die wichtigste Empfehlung um den plötzlichen Kindstod verhindern zu können, ist die Rücklage. So sind die Atemwege frei und dein Baby kann gut atmen.
Manche Babys wollen aber auf dem Rücken absolut nicht schlafen. Bitte tue dir und deinem Baby den Gefallen und binde ihn nicht auf dem Rücken fest – ja solche Vorschläge gab es tatsächlich schon für verzweifelte Eltern. Das ist erstens grausam und zweitens birgt es die Gefahr, dass sich die Schnüre lösen und das Baby erst recht in Gefahr bringen. Wenn dein Baby sich im Schlaf immer auf die Seite oder den Bauch dreht, ja auch das geht teilweise schon direkt nach der Geburt, kannst du leider nicht viel daran ändern. Bei dieser Empfehlung geht es darum, dein Baby in Rückenlage schlafen zu legen. Wenn es sich selbst dreht, dann ist das etwas völlig anderes.
Diese Empfehlung kommt nämlich daher, dass man vor einigen Jahren noch die Bauchlage als sichere Schlafposition für Babys empfohlen hat. Man dachte, das Baby würde sonst im Schlaf an aufgestoßener Milch ersticken. Als man dann die Rückenlage statt der Bauchlage empfahl, konnten viele Fälle vom plötzlichen Kindstod verhindert werden.
2. Nah bei den Eltern
Für dein Baby ist es wichtig, seine Eltern im Schlaf zu hören. Nicht nur, dass es sich sicherer fühlt, wenn es euch atmen hört, es wird durch eure Schlafgeräusche auch nicht so tief schlafen. Leichter Schlaf ist sicherer für dein Baby, da es dann weniger gefährdet ist Atemaussetzer zu bekommen. In zu tiefen Schlafphasen "vergisst" es sonst evtl. zu atmen.
Ein Beistellbett ist ideal, so hast du dein Baby dich bei dir und kannst schnell reagieren, wenn es wach wird. So könnt ihr alle besser schlafen, anstatt jedes Mal, wenn dein Baby nach dir ruft aufstehen zu müssen und richtig wach zu werden. Oft kannst du dein Baby so bereits im Halbschlaf beruhigen. Ein Baby sollte mindestens sein erstes Lebensjahr bei den Eltern schlafen, wenn das Beistellbett zu klein ist, könnt ihr auf ein größeres Bett wechseln.
Das Familienbett ist eine weitere Schlafmöglichkeit. Diese wird von Ärzten bislang nicht empfohlen, da die Leitlinien in Deutschland zum Plötzlichen Kindstod dies noch anders sehen. Es gibt jedoch schon Ansätze, ob das Familienbett nicht genauso sicher ist bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. Der Kinderarzt Herbert Reiz-Polster hat hier einen interessanten Artikel verfasst, in dem er den aktuellen Stand der Forschung zusammenfasst.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass es sich um ein richtiges Bett handelt. Ein Sofa ist keine geeignete Schlafstätte für ein Baby. Auch der Stillsessel, in dem die übermüdete Mama mit ihrem Baby einschläft, ist kein geeigneter Schlafort, da dein Baby vom Sessel oder in die Kissen rutschen kann. Weitere Hinweise zum sicheren Familienbett findest du ebenfalls im Artikel von Herbert Reiz-Polster!
*3. Raumtemperatur unter 20°C
Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass dein Baby nicht überhitzen soll. Ein überhitztes Baby wacht schlechter auf und ist demnach gefährdeter für den Plötzlichen Kindstod. Früher wurden Babys dick eingepackt mit Mütze und dicken Decken in einen beheizten Raum zum Schlafen gelegt, damit sie bloß nicht frieren würden. Heute wissen wir, dass das kontraproduktiv ist. Dein Baby braucht keine Mütze zum Schlafen, nur in Ausnahmefällen ist dies sinnvoll. Der Raum sollte eine Temperatur unter 20°C haben. Im Sommer ist dies natürlich nicht immer möglich, aber dann kannst du die Kleidung deines Babys entsprechend anpassen. Taste die Temperatur deines Babys immer im Nacken. Hände und Füße sind noch nicht gut durchblutet und können dementsprechend auch kühler sein.
4. Stillzeit mind. 4 - 6 Monate
Stillen sorgt ebenfalls - neben weiteren positiven Effekten für Mutter und Kind - für einen leichteren Schlaf deines Babys. Wie genau der Schutz durch das Stillen passiert, ist bisher unklar. Tatsache ist jedoch, dass gestillte Kinder offenbar ein geringeres Risiko für den Plötzlichen Kindstod haben.
Wenn du nicht (mehr) stillen kannst oder willst, kannst du deinem Baby einen Schnuller anbieten.
5. Empfohlene Impfungen
Geimpfte Kinder haben gegenüber ungeimpften Kindern ein geringeres Risiko. Dies haben viele Studien belegt. Unklar ist jedoch - wie leider so oft - die Ursache. Möglicherweise wurden die Kinder durch die Impfungen vor Erkrankungen geschützt, an denen die ungeimpften verstorben sind. Dies ist dann kein klassischer Fall vom Plötzlichen Kindstod, hier kommt wieder die Ausschlussdiagnose zum Tragen. Möglicherweise wurden durch den Kinderarztbesuch Erkrankungen erkannt und behandelt, die somit das Baby nicht gefährden konnten.
6. Keine Kopfkissen oder Kuscheltiere
Babys benötigen kein Kopfkissen - auch nicht aus orthopädischer Sicht. Ein Baby bekommt einerseits in neutraler Position am besten Luft. Andererseits besteht bei einem Kopfkissen die Gefahr, dass dein Baby sich in das Kissen hineingeht und dann seine eigene Ausatemluft wieder einatmet: die gefürchtete Rückatmung. Auch Kuscheltiere sollten maximal zum Einschlafen genutzt werden und dann aus dem Bett genommen werden.
7. Schlafsack statt Decke
Dein Baby schläft am sichersten im Schlafsack. Dieser sollte gut passen, sodass dein Baby nicht in den Schlafsack hinein rutschen kann. Er sollte außerdem keine Bänder haben. Ein Schlafsack ist sicherer als eine Decke. Unter eine Decke kann dein Baby rutschen und sich nicht eigenständig befreien. Auch hier kommt es wieder zur gefürchteten Rückatmung. Auch die Befestigung der Decke mittels früher üblicher Ringe an den Gitterstäben ist nicht hilfreich. Rutscht das Baby doch unter die Decke hat es überhaupt keine Chance sich befreien zu können - selbst wenn es motorisch dazu in der Lage wäre.
Wenn dein Baby keinen Schlafsack mag - ja solche Kandidaten gibt es, sie fühlen sich darin einfach eingeengt.
* * *8. Keine Bänder oder Schnullerketten
Bei Bändern an der Kleidung oder Schnullerketten besteht immer die Gefahr, dass sich diese lösen und um den Hals deines Babys wickeln. Hier besteht akute Strangulationsgefahr! Das gilt auch für sich eventuell in der Nähe des Kettchens befindliche Kabel oder Gardinenschnüre. Achte darauf, dass dein Baby wirklich nicht an diese gelangen kann. Du glaubst gar nicht wie erfinderisch Kinder sein können.
9. Raum lüften und rauchfrei halten
Sorge dafür, dass dein Baby in einem gut durchlüfteten Raum schlafen kann. Rauche niemals im Schlafzimmer. Rauch setzt sich auch in deiner Kleidung fest. Wenn du rauchst, dann rauche draußen und wechsle am besten deine Kleidung. Wenn möglich solltest du natürlich am besten in der Stillzeit gar nicht rauchen.
10. Nicht unter Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen stehen
Alkohol, bestimmte Medikamente und Drogen führen dazu, dass du tiefer schläfst und nicht adäquat reagieren kannst, wenn dein Baby sich meldet. Außerdem könntest du unbewusst dein Baby gefährden, da du unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln evtl. nicht merkst, dass du dich über dein Baby rollst.
Dies gilt auch für deine/n Partner/in.
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