ADHS bei Kindern: Mehr als ein Zappelphilipp-Syndrom

17. Sep 2023 | Krankheiten

Die Diagnose ADHS bei Kindern war lange Zeit etwas, worüber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. Traten bei Kindern, meist Jungen im Grundschulalter, Anzeichen auf, die auf eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung hinweisen, wurden nicht selten die Familien für das Verhalten verantwortlich gemacht. Statt den betroffenen Personen dabei zu helfen, Strategien zu finden, wie sie mit ihren Problemen, Verhaltensauffälligkeiten und dem nicht selten auftretenden Bewegungsdrang umgehen können, wurden die Hauptsymptome mit Medikamenten und Verhaltenstherapie behandelt.
Heute ist man nicht nur bei der Behandlung, sondern auch bei der Diagnose von der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung , bekannt unter der Abkürzung ADHS, weiter. ADHS bei Kindern ist mehr als das Zappelphilipp Syndrom, mehr als Impulsivität, Unaufmerksamkeit und wird nicht mehr als Verhaltensstörung angesehen. Die Aufklärung über Social Media, nicht nur von medizinischem Fachpersonal, sondern von Eltern betroffener Kinder sowie Erwachsenen mit ADHS, hat zu einem Umdenken beigetragen. Eine Übersicht über die Symptome, Diagnose und die Behandlung von ADHS bei Kindern findest du im folgenden Artikel.

Symptome, Diagnose und Behandlung – ADHS bei Kindern

ADHS kann das tägliche Leben von Kindern und ihren Familien stark beeinflussen. Wusstest du, dass Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung dabei eine der häufigsten Diagnosen bei Kindern ist? Man ging früher davon aus, dass sich das Störungsbild verwächst und die betroffenen Kinder und Jugendlichen als Erwachsene keine Schwierigkeiten mehr haben werden. Heute weiß man, dass viele Menschen, die als Kinder eine ADHS Diagnose bekommen haben, auch weiterhin Schwierigkeiten im Alltag haben und sich die Probleme nur verschoben haben. Auch ist mittlerweile klar, dass es auch viele Erwachsene gibt, die in der Kindheit keine Diagnose trotz bestehender ADHS bekommen haben, was das Leben stark beeinflussen kann. Doch was ist ADHS eigentlich genau? Wie wichtig ist eine Diagnostik und inwiefern beeinflusst ADHS die Lebensqualität von Kindern? Diese und weitere Fragen beantworte ich dir in diesem Ratgeber.

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung: Was ist das eigentlich?

Die Abkürzung ADHS ist wohl so ziemlich jedem Menschen ein Begriff, doch wenn es um die Bedeutung der vier Buchstaben geht kommen einige ins Straucheln. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung – was nach einem unruhigen Kind, das ständig in Bewegung sein muss und nie zuhört, klingt, ist in Wahrheit sehr viel komplexer. ADHS gibt es in vielen verschiedenen Ausprägungen. Besonders bei Mädchen konnten Mediziner bei einer Diagnostik seltener auf ADHS schließen. Es blieben viele kleine Mädchen undiagnostiziert oder bekamen Diagnosen, die zwar Ähnlichkeiten aufweisen, aber nicht auf die Kernsymptome passen, wie zum Beispiel Borderline, Depressionen oder sogar Schizophrenie. So gab es eine Anpassung der Diagnostik, die nun zwischen ADHS und ADS, auch als Träumersyndrom bekannt, unterscheiden sollte. Man merkt schnell, dass das Krankheitsbild noch recht jung und unentdeckt ist. Erst in den letzten Jahren wurde sich intensiver mit den Symptomen, Verhaltensauffälligkeiten und Komorbiditäten von ADHS beschäftigt. Dadurch wurde die Diagnostik erneut angepasst und
in drei unterschiedliche Diagnosen unter dem Oberbegriff ADHS aufgeteilt:

  • Vorwiegend unaufmerksam (ehemals ADS)
  • Vorwiegend hyperaktiv und/oder Impulsiv (HS)
  • Kombiniert (ehemals ADHS)

Kinder mit AHDS: Symptome

Die Symptome von Kindern und Jugendlichen mit ADHS können sehr verschieden sein und haben je nach Kind auch verschiedene Ausprägungen. So wie Menschen eben verschieden sind, bringt auch die Erkrankung verschiedene Symptome und Probleme mit sich. Dabei gilt es vor allem, das Bild des unruhigen und über Tische springenden kleinen Jungen aus dem
Kopf zu bekommen. Kinder mit ADHS können vorlaut sein, aber genauso schüchtern und still. Es gibt Kinder mit ADHS, die keine Probleme haben, dem Unterricht zu folgen, während andere sich in kleinen Aufgaben verlieren. Wichtig ist, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen nicht mit ihrer Intelligenz in Verbindung zu bringen, denn diese ist unabhängig von der Erkrankung. Die Kernsymptome von ADHS sind:

  • Aufmerksamkeitsstörung
  • Hyperaktivität
  • Impulsivität

Zusätzlich kann es zu Nebensymptomen wie Aggressivität, Wutausbrüchen und Vergesslichkeit kommen und auch komorbide Störungen wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie sind keine Seltenheit. Weitere Faktoren, die dafür Sprechen können, dass ein Kind im ADHS Spektrum liegt sind:

  • Starker Bewegungsdrang
  • Nicht Stillsitzen können und ständiges Aufstehen
  • exzessives Reden
  • Das Kind kann sich kaum oder gar nicht ruhig beschäftigen
  • ständiges Dazwischenreden
  • extreme Ungeduld
  • Das Kind ist unkonzentriert
  • Aufgaben werden selten zu Ende geführt
  • kann nicht zuhören
  • ständiges Verlegen oder Verlieren von Gegenständen

Diagnose bei Kindern und Jugendlichen

Um eine Diagnose für Kinder und Jugendliche zu erhalten, müssen die ADHS-Symptome bereits vor dem 7. Lebensjahr aufgetreten sein, seit mindestens 6 Monaten am Stück bestehen und die Lebensqualität des Kindes beeinflussen. Oftmals sind es die Erzieher und Erzieherinnen im Kindergarten, denen erste ADHS Symptome auffallen, doch besonders beim Faktor unaufmerksamer Typ kommt es oftmals erst beim Schuleintritt zum Verdacht. Solltest du den Verdacht haben, dass dein Kind an ADHS leiden könnte, dann ist der erste Schritt, ein Gespräch mit eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin zu führen. Diese können dein Kind dann an eine geeignete Diagnostikstelle überweisen. Außerdem wird ein erfahrener Arzt oder eine erfahrene Ärztin weitere Erkrankungen ausschließen, bevor die Diagnostik gestartet wird. Die Diagnose ADHS stellt dann in der Regel ein/e Kinder- und Jugendpsychiater/in.

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ADHS-Diagnostik: Braucht man das überhaupt?

Wie wichtig die Diagnose ADHS im Kindesalter ist, muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Viele Eltern haben Angst, ihrem Kind damit einen unsichtbaren Stempel aufzudrücken und ihr weiteres Leben zu stigmatisieren. An dieser Stelle könnte man eine Grundsatzdiskussion führen, ob nicht genau dieses Denken erst das Stigma und die Schwierigkeiten, die man als diagnostizierte Person haben kann, mit sich bringen. Eine stabile Kindheit mit Eltern, die die Auffälligkeiten die ADHS mit sich bringt einordnen können und den Kindern und Jugendlichen den Halt geben, den sie brauchen, um sich mit ihren Schwierigkeiten und Problemen in einer sicheren Umgebung auseinandersetzen zu können, wird ihnen nachweislich die Lebensqualität als Erwachsene verbessern.


Kinder, die zwar bemerken, dass ihr Verhalten sich von dem ihrer Mitschüler und dem sozialen Umfeld unterscheidet, dies aber nicht einordnen können, sind anfälliger für Depressionen, Schulangst und Suchterkrankungen.

Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS

Ob eine Behandlung für Kinder mit ADHS notwendig ist, entscheidet sich dadurch, inwieweit die Erkrankung den Alltag, das Familienleben, die schulische Leistung und die altersentsprechende Entwicklung beeinflusst. Sowohl eine Verhaltenstherapie als auch eine medikamentöse Behandlung können für Kinder mit ADHS in Betracht gezogen werden. Oftmals ist es eine Kombination aus Beidem, die zu einem erfolgreichen Ergebnis führt. Bei der Verhaltenstherapie werden die Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen mithilfe von Gesprächen und Rollenspielen analysiert und reflektiert. Auch Ergotherapie kann eine gute Unterstützung sein. Mit Hilfe von Therapeuten und Therapeutinnen können so Strategien gefunden werden, wie die Kinder und Jugendlichen ihren Alltag leichter bewältigen können und wie sie ihre Schwächen effizient ausgleichen können. ADHS bei Kindern und Jugendlichen ist heute keine Schande mehr. Mehr und mehr
Menschen des öffentlichen Lebens stehen zu ihrer ADHS-Erkrankung und die dadurch entstehende Aufklärung hat das Bild, das sich jahrelang hielt, gänzlich gewandelt. Ich hoffe, ich konnte meinen Teil mit diesem Artikel dazu beitragen.

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