Pflanzenöle: keine Sonnencreme Alternative

5. Jun 2023 | Prävention, Reisen mit Kind, Sonnenschutz

Wenn die ersten Sonnenstrahlen sich durch die winterliche Wolkendecke kämpfen, spielt auch der Lichtschutzfaktor und das Thema Sonnenschutz wieder eine große Rolle in unserem Leben. Doch die Wahl, welche Sonnencreme die nun am besten geeignet ist, welche LSF man eigentlich braucht und ob es nicht auch ein Sonnenschutzmittel mit natürlichem Lichtschutzfaktor gibt, lassen oftmals viele Fragezeichen in den Augen der Konsument*innen zurück. Dabei werben viele Firmen damit, dass Pflanzenöle als Alternative zu herkömmlichen Sonnencremes nicht nur genauso gut vor der Sonne schützen würden, sondern auch gesünder seien als die chemische Sonnencreme aus dem Handel. Pflanzenöl sei dabei besonders als Sonnenschutz für Babys geeignet, denn anders als die Alternativen, die oft fragwürdige Inhaltsstoffe enthalten, sei der Sonnenschutz mit Öl reich an Vitaminen, wie Vitamin E, Carotinoide und gesunden Fettsäuren. Ich halte diesen Trend jedoch für gefährlich. Warum Pflanzenöl, insbesondere für Babys und Kinder, kein Sonnenschutz ist, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Himbeeröl

Sonnenschutz mit Pflanzenöl wie Kokosöl und Co. – gibt es keine natürliche Sonnencreme Alternative?

Beim Sonnenschutz ist insbesondere der Lichtschutzfaktor, auch abgekürzt LSF, entscheidend. Er gibt an, wie stark und auch wie lange eine Sonnencreme die Haut von dir oder deinem Baby schützt. Die meisten herkömmlichen Sonnenschutzmittel benutzen zum Blocken der schädlichen UV-Strahlung chemische Filter, die leider oft Nanopartikel und Mikroplastik enthalten. Doch gibt es überhaupt natürliche Öle, die einen ausreichenden Sonnenschutzfaktor aufweisen? Und welche Alternativen hat man, wenn man einen natürlichen Sonnenschutz bevorzugt? Das erfährst du hier. 

Welchen Lichtschutzfaktor gegen UV-Strahlen

UV Strahlung ist nicht zu unterschätzen. Nur wenige Minuten in der Sonne reichen aus, um sich einen Sonnenbrand einzufangen. Mit den richtigen Sonnenschutzmitteln kann dies verhindert werden. Dabei muss aber auch der Hauttyp, das Wetter und die Belastung durch UV-Strahlung bedacht werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz unterscheidet  4 Hauttypen:

Hauttyp 1: Keltischer Typ

  • Hautfarbe sehr hell/ blass 
  • Augenfarbe = meist blau
  • Haarfarbe = rötlich
  • Sonnenbrand = sofort
  • Eigenschutz = 15 min
  • Empfohlener LSF = 30 - 50+

Hauttyp 2: Nordeuropäischer Typ

  • Hautfarbe hell
  • Augenfarbe = blau, grün, grau
  • Haarfarbe = blond
  • Sonnenbrand = schnell
  • Eigenschutz = 20 min
  • Empfohlener LSF = 20 - 50

Hauttyp 3: Mischtyp

  • Hautfarbe hellbraun
  • Augenfarbe = grau, braun
  • Haarfarbe = dunkelblond
  • Sonnenbrand = selten
  • Eigenschutz = 30 min
  • Empfohlener LSF = 15 - 30

Hauttyp 4: Südländischer Typ

  • Hautfarbe braun
  • Augenfarbe = dunkel
  • Haarfarbe = dunkel
  • Sonnenbrand = selten
  • Eigenschutz = ca. 40 min
  • Empfohlener LSF = 10 - 15

Achtung! Bei Kindern geht man unabhängig vom Hauttyp von einer Eigenschutzzeit von 5 Minuten aus!

Doch wie berechnet sich die Schutzwirkung des Lichtschutzfaktors? Das BfS empfiehlt dabei folgende Rechnung:

Eigenschutz x LSF 

Mit einem LSF50 kann man also theoretisch 50-mal länger in der Sonne bleiben, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als wenn man ungeschützt ist. Lies hier mehr zum Thema!

Sonnenschutz mit Ölen: Kaum bis keine Schutzwirkung

Pflanzlich bedeutet nicht in jedem Fall auch besser. Beim Sonnenschutz, insbesondere bei Sonnenschutzprodukten für Babys und Kleinkindern, sollte man keine Kompromisse eingehen. Egal ob Sonnenblumenöl, Sheabutter, Erdnussöl, Weizenkeimöl oder das gefühlte Wundermittel für einfach alles: Kokosöl, sie schützen die Haut nicht ausreichend vor der Sonne. Öl als Sonnenschutz kann die Haut zwar mit verschiedenen Vitaminen versorgen, doch als Sonnenschutz verwenden sollte man sie nicht. Laut einer indischen Studie, bei der verschiedene Öle auf ihre Durchlässigkeiten von UVB Strahlung getestet wurden, hat keines der Pflanzenölen einen Schutzfaktor von mehr als 2. Dabei wurden die UVA-Strahlen, die ebenfalls Hautkrebs verursachen können, noch nicht mitgetestet. Pflanzenöle wie Jojobaöl können helfen, die Elastizität der Haut zu erhalten, sind in der Regel gut verträglich und verleihen bereits vorgebräunter Haut einen schönen Glanz, als Sonnenschutzmittel sind sie jedoch gänzlich ungeeignet

Pflanzenöle als Sonnenschutz sind nicht die einzige natürliche Alternative

Sein Kind und sich selbst vor der Sonneneinstrahlung und ihren Folgen zu schützen sollte nicht nur im Sommer Priorität haben. Doch insbesondere bei den Kleinsten ist es den meisten Eltern wichtig, dass die empfindliche Haut nicht unter den Inhaltsstoffen vieler chemischer Sunblocker leidet. Doch gibt es denn eine natürliche Alternative zu Pflanzenölen? Die Lösung lautet: mineralische Sonnencreme. Anders als die chemischen Produkte wird hier mit physikalischen Filtern wie Zinkoxid gearbeitet. Das macht die Sonnencreme zwar zäher und sie ist schwerer auf die Haut zu schmieren, doch sie verleiht der Haut dadurch einen Filter aus Stoffen, die in der Natur vorkommen. Dabei werden die reflektierenden Eigenschaften der Stoffe genutzt und es kann ein hoher Lichtschutzfaktor erreicht werden. 

Erste Hilfe Kurse Baby und Kind

Sonnenschutz für Babys und Kleinkinder

Sonnencremes sind wichtig, doch gerade bei Kindern sollte man nicht nur auf die Wirkung der Produkte hoffen, um die Haut bei einem Aufenthalt in der Sonne zu schützen. Ähnlich wie Kokosöl, Sesamöl oder Olivenöl wird auch gerne der Aufenthalt im Schatten propagandiert, die Haut jedoch kann auch im Schatten unter den Strahlen leiden. Der Lichtschutzfaktor des Schatten eines Baumes beträgt zum Beispiel nur ungefähr 10! Wie du dein Kind am besten schützt und wie ihr ohne Sonnenbrand durch den Sommer kommt, habe ich als praktische Liste für dich zusammengefasst.

Schutz den die Haut braucht

Um die Haut gut vor der Sonne zu schützen, gibt es einige Kleinigkeiten zu beachten. 100 Prozent erreichst du wohl nur, wenn ihr konstant drinnen bleibt, doch um ohne Ängste das Haus zu verlassen, gibt es zum Glück einige Hilfsmittel, die einem das Leben erleichtern. 

  • UV-APP: Morgens, bevor es los geht in Richtung Ausflug, Kindergarten oder Schule, lohnt es sich, einen Blick auf den UV-Index zu werfen und zu überprüfen, wie hoch die Belastung über den Tag wirklich ist. Ab einem UV-Index von 3 sollte laut WHO ein Sonnenschutz auf die Haut aufgetragen werden. 
  • Sonnenschutzkleidung: Die Wahl der richtigen Kleidung kann dabei helfen, die Haut deines Kindes nicht übermäßig den Inhaltsstoffen von Sonnencremes auszusetzen, aber auch um Sonnencreme zu sparen, denn gute Produkte sind verhältnismäßig teuer und viele Kinder lieben es nicht unbedingt mit Sonnencreme eingecremt zu werden. Nicht nur bei Schwimmkleidung, sondern auch bei Alltagskleidung und Kopfbedeckungen kannst du auf einen LSF50 achten. Weitere Tipps dazu habe ich dir im Artikel “UV Kleidung als Sonnenschutz für Kinder” zusammengefasst.
  • Nachcremen: Auch wenn auf den Verpackungen mit “Wasserfest” geworben wird, so ist es doch so, dass die Wirkung nachlässt, wenn die Creme mit Wasser in Berührung kommt. deshalb nicht nur in regelmäßigen Abständen, sondern auch immer dann, wenn ihr aus dem Wasser kommt fleissig nachcremen. 
  • Sonnenpausen einführen: Sonne macht nicht nur träge, auch für den Körper ist die Überhitzung anstrengend und er muss ordentlich arbeiten, um einen Ausgleich zu schaffen. So sind regelmäßige Sonnenpausen und das Vermeiden der Zeiten der höchsten UV-Strahlung eine gute Möglichkeit, um dem Körper Zeit zum Regenerieren zu geben. Ein Sonnenschirm mit LSF-Schutz oder eine Strandmuschel können dabei ein toller Schattenspender sein.
  • Stay Hydrated: Nicht nur Kopfschmerzen können eine Folge von Dehydration sein: Auch unsere Haut benötigt Flüssigkeit, um gesund zu bleiben. 

Sonnenschutz ist das A und O, doch Pflanzenöle helfen dabei leider nicht. Wer sich und sein Kind vor UVA und UVB Strahlen der Sonne schützen möchte, sollte auf chemische oder mineralische Sunblocker setzen. Mindestens LSF 30 wird von der WHO sowie dem Bundesamt für Strahlung empfohlen, um das Hautkrebsrisiko zu senken. Für Kinder ist LSF 50 in der Regel immer die beste Wahl. Ich hoffe, ich konnte dir gute und logische Gründe aufzeigen, warum die Öle bestenfalls eine pflegende Wirkung haben, doch zum Sonnenschutz definitiv nicht geeignet sind.

Viele weitere Tipps für den nächsten Urlaub mit Kind (von Reiseapotheke bis Quallenstich) findest du außerdem in meinem Buch "Erste Hilfe für dein Kind"

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